Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd. Das gilt selbst, wenn man das Petrusamt innehat. Im Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ äußerte sich Papst Franziskus wie folgt: “ das Verhalten der Nato habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin vielleicht dazu veranlasst, in die Ukraine einzumarschieren. Die militärische Verstärkung im Osten Europas sei ein „Bellen“ vor Russlands Tür gewesen. Er könnte nicht sagen, ob Putins Wut gegenüber der Ukraine provoziert wurde, aber er vermute, dass sie vielleicht durch die Haltung des Westens erleichtert wurde“.
Von Seiten der Presse wurde er nun wütend als Putinversteher gebrandmarkt und Russlandpropagandist beschlimpft.
Differenzierte Ursache-Wirkungsanalysen sind halt nicht jedermanns Sache – jedenfalls nicht Sache der deutschen Presse. Da feiert das ideologische Freund – Feind Schema fröhliche Urstände. Hauptsache der Schuldige ist gefunden.
Vielleicht war Papst Franziskus einfach nur besser informiert? Wenn behauptet wird, die NATO hätte angeblich niemals versprochen, sich nicht in den Osten zu erweitern: In diesem Video wird von Hans Dietrich Genscher und dem damaligen US Außenminister Baker genau das wortwörtlich gegenüber der Presse wiederholt; als Bedingung für die deutsche Einheit. https://www.youtube.com/watch?v=F2iOAtNlleg .
Der derzeitige US Präsident Joe Biden sagte ca. 1997 das Einzige, was Russland zu einer aggressiven Reaktion veranlassen könnte, sei die NATO Expansion in die osteuropäischen und baltischen Staaten (https://www.youtube.com/watch?v=A–57cFU5zM.) Genau das hat man getan.
Zeitsprung zur Sicherheitskonferenz in München, die im Februar 2022 stattfand. https://www.youtube.com/watch?v=c0dhJcTTQM0
Dort sagte der Präsident der Ukraine, Selensky, sinngemäß (Stelle 16:15 in seiner Rede im Video), dass er der NATO mehr vertraue als dem Budapester Memorandum. Davor sagte er sinngemäß, dass die Ukraine nicht der Puffer zwischen der Nato und Russland bzw. entmilitarisierte Zone sein wollte. Er wolle in die NATO. Das Budapester Abkommen beinhaltet die Verpflichtung zur Abgabe von Nuklearwaffen und Verzicht auf Entwicklung und Produktion.
Selenskyjs Warnung unterstreicht eine Wiederaufrüstung des ukrainischen Atomwaffenarsenals, eine Option, die die ukrainische Regierung nach Angaben ihres Botschafters in Deutschland bereits im vergangenen Frühjahr in Erwägung gezogen hat.
https://ungarnheute.hu/news/das-budapester-memorandum-ein-abkommen-das-den-frieden-in-der-ukraine-haette-sichern-sollen-15307/.
Das Strategiepapier der RAND Corporation veröffentlicht 2019 (ein US Think-Tank; Quelle: https://www.zeit-fragen.ch/archiv/2022/nr-7-22-maerz-2022/ukraine-das-stand-alles-im-strategiepapier-der-rand-corp.html) beinhaltet in groben Zügen die Strategie, auf der sich die USA in den letzten Jahren bewegt hat. Diese nannte sich: «Over-extending and unbalancing Russia» durch folgende Maßnahmen:
1. Russland soll mit Handels- und Finanzsanktionen angegriffen werden, da die Wirtschaft starkt von Gas- und Ölexport abhängig ist. Europa soll die russischen Erdgasimporte verringern und durch amerikanisches Flüssigerdgas ersetzen
2. In Russland sollen interne Proteste zu gefördert werden und gleichzeitig das Bild Russlands nach außen untergraben werden.
3. Im militärischen Bereich müssen Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass die europäischen Nato-Länder ihre Streitkräfte verstärken. Die Stationierung neuer nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa, die auf Russland gerichtet sind, bietet ihnen eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit, birgt aber auch hohe Risiken. Die USA und ihre Verbündeten werden umfangreiche Ressourcen investieren müssen, die sie von anderen Zielen abziehen.
4. Die Bereitstellung von Waffen für die Ukraine soll die größte externe Verwundbarkeit Russlands ausnutzen, aber jede Zunahme von Waffen und militärischer Beratung durch die USA für die Ukraine sollte sorgfältig kalibriert werden, um die Kosten für Russland zu erhöhen, ohne einen viel größeren Konflikt zu provozieren, in dem Russland auf Grund seiner Nähe erhebliche Vorteile hätte. (Biologische Waffenlabore in der Ukraine: https://www.youtube.com/watch?v=ydSf57SRtcQ)
Die Folge dieser Strategie: Unter dem politischen, wirtschaftlichen und militärischen Druck, den die USA und die Nato und der Ignoranz gegen die wiederholten Warnungen und Forderungen nach Wahrung der Sicherheitsinteressen von Seiten Russlands, reagierte Russland mit einer Militäroperation, die in der Ukraine u.a. auch militärische Einrichtungen zerstörte, die nicht von der Ukraine, sondern kontrolliert wurden.
Die Zeitungsschlagzeilen der letzten Wochen deuten darauf hin, dass die NATO mit diesem Konflikt Russland schwächen will.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-krieg-usa-wollen-russland-dauerhaft-schwaechen-17987927.html
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ramstein-usa-stimmen-partner-auf-langen-krieg-ein-a-b3a20896-1172-4f25-b071-9c55b0a1990a
Wenn das nun kein Bellen vor Russlands Haustür ist.
An uns stellt sich aber die Frage:
Wollen wir Europäer nur entbehrliche Marionetten in einer NATO-Strategie sein?
Die Alternative zu einer Verhandlungslösung mit Kompromissen ist Krieg bis zur Vernichtung des Gegners. Es stehen heute Waffen mit einer größeren Vernichtungskraft zur Verfügung als der Atombombe von Hiroshima. Anschauungsunterricht gibt hier der Film: „The Day After“.
Hetze und Dämonisierung des Gegners und Waffen beenden diesen Konflikt nicht, sondern eskalieren ihn – unter Umständen bis zum Atomkrieg – auf Kosten der Menschen (nicht nur in der Ukraine).