Sicher war sich Jesus der Einzigartigkeit seiner Botschaft bewußt, die alle Kategorien und Begrenzungen des damaligen religiösen Denkens sprengte.
Die religiösen Gruppierungen des Judentums zur Zeit Jesu waren einerseits die Pharisäer. Diese bemühten sich um die Einhaltung der Tora und die Reinheit und Gerechtigkeit vor Gott. Zu diesem Zweck hatten noch eine Art Schutzmauer weiterer Regeln um die 10 Gebote Gottes eingeführt. Sie glaubten an die Auferstehung. Viele Streitgespräche mit Jesus sind in der Bibel überliefert.
Die Sadduzäer bildeten das jüdische Priestergeschlecht und arbeiteten mit den Römern zusammen. Sie lehnten den Auferstehungsglauben ab. (Matthäus, 22, 23-33).
Die Zeloten waren politische Widerstandskämpfer, die gegen die römische Besatzungsmacht kämpften.
Die Essener waren ein religiöser Orden, der sich aus Politik und Tempelkult zurückgezogen hatte und in Abgeschiedenheit in einer Einöde am Toten Meer lebte.
Zwar warteten die Menschen auf den Messias, den „Gesalbten“ Gottes. Dieser sollte jedoch ein weltlicher Priesterkönig sein, ähnlich wie König David im Alten Testament sein. Jemand der die Römer aus ihrem Land vertreiben und den Frieden bringen sollte.
Eine ähnliche Vorstellung transportiert das Buch von JRR Tolkien: Der Herr der Ringe – Die Wiederkunft des Königs. Auch hier geht es um die Wiederkunft des rechtmäßigen Königs, der die Macht des Bösen vertreibt und ein Friedensreich auf der Erde errichtet. Im Gegensatz zu der Vision Daniels über den Menschensohn, mit dem sich Jesus identifizierte bzw. seinem ewigen Reich, handelt es sich hier aber um ein menschliches Reich.
Und so warteten die Menschen, obwohl viele die Schrift kannten, auf einen weltlichen Herrscher. Kultiviert wurde damals eine kultische Religion (Tempelkult) und eine Gesetzesfrömmigkeit anhand der Thora – also das Einhalten von Vorschriften. Die Messiasvorstellungen seiner Zeitgenossen erfüllte Jesus damit nicht.
Auch die Jünger Jesu dachten ähnlich. Sie fragten sie ihn, ob er jetzt das Reich (gemeint war das Reich Israels, das zur Zeit Jesu in Nord- und Südreich gespalten war und unter der Besatzungsmacht der Römer stand) wieder herstellen würde und baten ihn sogar um (weltliche) Posten in seinem Reich (Markus, 10, 35-45).
Sogar Johannes der Täufer, der Jesus den Weg bereitete und am Jordan taufte, ließ (durch einige seiner Jünger) anfragen, ob Jesus der Messias sei, oder ob sie auf einen anderen waren sollten. Er wartete auf einen Richter, der die Spreu vom Weizen trennt.
Mt 11,4-5: „Jesus gab ihnen zur Antwort: ‚Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird gute Botschaft verkündigt.„
Jesus nennt hier messianische Wunder, die nach der Auffassung der Pharisäer der damaligen Zeit nur der Messias wirken konnte. Um sich als Messias zu erkennen zu geben, stellte Jesus seine göttliche Autorität genau durch diese Zeichen und Wunder unter Beweis.
Abgesehen von den messianischen Wundern gibt es auch sehr unheimliche biblische Belege dafür, dass Jesus der Sohn Gottes war. Bei dem Auftreten von Jesus im Tempel stattfindenden Exorzismen gab es Manifestationen von Dämonen, die ihn als Sohn Gottes bezeugten:
Lukas 4:41: „Es fuhren auch die Teufel aus von vielen, schrien und sprachen: Du bist Christus, der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er Christus war“.
Wenn auch oft versucht wird, dies rein psychologisch zu deuten, so bleibt die Frage ungeklärt, wie Fremde, die Jesus nie zuvor gesehen hatten, zu solchen Erkenntnissen kommen konnten.
Messianische Wunder:
Heilung eines Aussätzigen.
Matthäus, Markus und Lukas berichten von der Heilung eines Aussätzigen. Jesus schickte den Geheilten umgehend zum Priester, um das nach dem Gesetz vorgeschriebene Reinigungsopfer zu bringen; die dabei zu vollziehende Handlung sollte ein Zeichen für die Priesterschaft sein. Die zwei letztgenannten Punkte sind besonders bemerkenswert, weil im ganzen Alten Testament offenbar noch nie ein Priester diese Reinigungs-Handlung vollzogen hatte, obwohl in 3. Buch Mose 13-14 alle Einzelheiten dazu beschreiben sind.
Im damaligen Judentum hatte sich die Meinung herausgebildet, dass nur der Messias einen aussätzigen Juden heilen könnte. Wer also einen Aussätzigen heilte, würde damit beanspruchen, der Messias zu sein. Nach diesem Wunder begann der Hohe Rat Jesus zu beobachten. 1)
Totenauferweckung des Lazarus: https://www.die-bibel.de/bibeltext/Joh%2011,1-44/
Die Heilung des Blindgeborenen
Johannes berichtet in seinem Evangelium (Kapitel 9) von einem Blindgeborenen, dem Jesus einen Brei aus Staub und Speichel auf die Augen strich und ihn dann zum Teich Schiloach schickte um sich dort zu waschen. Der Blinde wurde dadurch geheilt. Ein solches Wunder hatte es noch nie gegeben. Der Blinde wurde zu den religiösen Führern gebracht, damit diese das Wunder bewerteten.
Die Pharisäer waren uneinig und wollten vor allem nicht glauben, dass der Blinde von Geburt an blind gewesen war. So nahmen sie eine Befragung des Geheilten und seiner Eltern vor. Obwohl diesem und allen im Umfeld des Geheilten selbst klar war, dass es sich um ein messianisches Wunder handeln musste, wollten die Pharisäer das genau das nicht wahrhaben und schlossen den geheilten Blinden aus der Synagoge aus. 1)
Der Geheilte sagt hier ganz klar: Joh 9,32-33: „Und noch nie hat man davon gehört, dass jemand einen blind geborenen Menschen von seiner Blindheit geheilt hat. Wenn dieser Mann nicht von Gott käme, könnte er so etwas nicht tun“.
Die Heilung des stummen Besessenen:
Dämonenaustreibungen waren nicht ungewöhnlich und wurden auch von den Pharisäern vorgenommen.
In Matthäus 12,22-37 wird berichtet, dass sie dafür den Namen des Dämons herausfinden mussten. Wenn der Dämon aber nicht durch den Besessenen reden konnte, weil dieser stumm war, waren sie machtlos. Sie lehrten deshalb, dass erst der Messias eine solche Art Dämon austreiben konnte.
Jesus heilte einen stummen und blinden Besessenen , und die Leute staunten und fragten sich: „Ist das etwa der Sohn Davids (Sohn Davids ist der Titel für den Messias).
Die Pharisäer konnten das Wunder nicht leugnen. Eigentich hätte sie Jesus als Messias anerkennen müssen. Weil sie das nicht wollten, erklärten sie seine Vollmacht als dämonisch. 2)
Eine Filmszene aus Jesus von Narareth zeigt eben die letztgenannte Szene: https://www.youtube.com/watch?v=hxCcvCZkaJc
Sei beinhaltet die Weherufe Jesu gegen die religiöse Elite seiner Zeit:
(vgl. Lk 11,39-52 und Matthäus 24,2):
27Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr gleicht frischgetünchten Gräbern, die von außen schön aussehen, im Innern aber voll von Totengebeinen und lauter Verwesung sind.
38 Darum wird euer Haus (von Gott) verlassen. Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde. 33 Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?! 39 Und ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis ihr ruft: Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“
Die Ablehnung von Jesus als Messias durch die Pharisäer ein besonderes Gericht zur Forlge. Wegen dieser unwiderruflichen Entscheidung kündigt Jesus in Matthäus 30-37 ein besonderes Gericht über diese Generation an, weil sie sich einer unvergebbaren Sünde schuldig gemacht hatten, der Sünde der Lästerung wider den Heiligen Geist. Für diese Generation (in Israel) würde es keine weiteren Zeichen mehr geben, ausgenommen das Zeichen des Jona (das Zeichen der Auferstehung), denn sie lehnte ihn als Messias ab und beschuldigten ihn der Dämonenbesessenheit. 2)
Dies bedeutete nicht nur, dass sie das messianische Reich nicht zu ihren Lebzeiten sehen würden, sondern auch, dass diese Generation unter einem göttlichen Gericht stand. Jesus sagte deswegen voraus, dass ihr Tempel von Gott verlassen wird, und dass kein Stein des Tempels auf dem anderen bleiben würde. 2)
Diese Prophezeiung Jesu bewahrheitete sich, als 66 nach Chr. die jüdischen Bewohner Judäas erhoben, weil der römische Statthalter einen Teil des Jerusalemer Tempelschatzes einforderte. Seit dem Jahr 70 wurde die Stadt von den Römern eingekesselt, bis im Herbst desselben Jahres zunächst der jüdische Tempel und dann die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die Juden wurden vertrieben und zerstreuten sich in die ganze Welt. 3)
Wenn Jesus auch in den überlieferten Streitgesprächen mit den Pharisäern und Sadduzäern, in denen er definierte wer er ist und wie sein Verhältnis zu Gott war, oft auf Widerstand und auch Verleumdungen stieß, so muss doch klargestellt werden, dass Jesus niemand ablehnte, nur weil er eine bestimmten religiösen Gruppierung angehörte. Einem Gesetzeslehrer, der nach dem wichtigsten Gebot fragte, attestierte Jesus, dass er nicht fern vom Reich Gottes sei (Markus 12, 29-34).
Eine äußerliche Gesetzesfrömmigkeit ohne die Gesinnung der Liebe lehnt Jesus aber ab. Voraussetzung um ins Reich Gottes zu kommen ist allerdings der Glaube an ihn und die Bekehrung. Bei Gott ist der Name Programm: Jeschua (Jesus) bedeutet Gott rettet. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn stellt Jesus klar, dass er gekommen ist das Verlorene zu suchen und die Welt zu retten und nicht um die Welt zu richten.
https://www.youtube.com/watch?v=14epxvU8XIA
Die Botschaft Jesu, dass der Er und der Vater eins sind, lag außerhalb der Vorstellungswelt seiner Zeitgenossen. Aber was für Verheißungen hat Jesus den Menschen gegeben?
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Quellen:
1. Arnold Fruchtenbaum: Höhepunkte im Leben Jesu aus jüdischer Sicht (https://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=16503&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=0&tm=2)
2. Die Bibel
3. Zerstörung des Jerusamlemer Tempels: https://www.deutschlandfunk.de/die-zerstoerung-des-tempels-von-jerusalem-durch-die-roemer.871.de.html?dram:article_id=125266
4. Religiöse Gruppierungen zur Zeit Jesu: http://(Quelle: https://cdn.website-editor.net/a458a556733f4d5ca83ab0a0c61919c6/files/uploaded/9_3_Gruppierungen_Info.pdf).