WER Mich liebt hält meine Gebote (3)

Das 3. Gebot: Heilige den Sabbat – mach es wie Gott und lass Raum für sein Wirken!

Deuteronomium 5, 12-15: Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.

Im mosaischen Gesetz wird der Sabbat verpflichtend mit einem Gottesdienst geheiligt (Lev 23, 3). Der Sabbath soll den ewigen Bund zwischen Gott und Israel sichtbar machen und dient auch zur Unterscheidung des auserwählten Volks zu anderen Völkern.

»Haltet nur ja meine Sabbate! Denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch für alle eure [künftigen] Geschlechter, damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt.« (Ex 31, 17). Der Sabbat beginnt im Judentum mit dem Einbruch der Dunkelheit am Freitagabend und endet mit dem Sonnenuntergang am Samstag.

Der Wechsel zwischen Arbeit und Ruhe soll auch beim Menschen analog zu Gottes Schöpfungsakt erfolgen. Um das Bewusstsein der Gottesebenbildlichkeit zu erhalten, sollen die Menschen den siebten Tag der Ruhe und der Freude an der Schöpfung widmen. Am Sabbat nicht weiter zu wirken (trotz drängender Erfordernisse wie z.B. Ernte, Forderungen oder Versprechen gegenüber Kunden) erfordert Gottvertrauen und das Bewusstsein, dass Wohlergehen und Erfolg nicht nur von der eigenen Anstrengung abhängen. Wir sind Geschöpfe eines liebenden Gottes, der sich um Seine Geschöpfe und ihr Wohlergehen kümmert.
Das Sabbatgebot dient auch zur Unterbrechung der Alltagshektik. Berufstätige können zur Ruhe kommen. Während die Menschen im Arbeitsprozess funktionieren müssen, dürfen sie am Sabbat gemäß Gottes Willen einfach nur sein.

Jesus und die Kontroverse um den Sabbat: „Was ist am Sabbat erlaubt? Leben zu retten oder zu töten?“ (Markus 3,4)

In den späteren Gesetzesauslegungen der jüdischen Rabbinen, die auf dem mosaischen Gesetz basierten, war das Heilen am Sabbat nicht grundsätzlich verboten. Grundsätze, nach denen entschieden wurde, ob eine Heilung am Sabbat erlaubt oder verboten war, waren die Folgenden (auf diese beruft sich auch Jesus bei seinen Heilungen).

Der Grundsatz der Lebensrettung (hebr. piqquach nefesch):
„Nichts ist am Sabbat verboten, wenn es darum geht, ein Leben zu retten – außer Mord, Ehebruch und Götzendienst“ (Tosefta Sabbat 15,17 u.ö.).
Jesus fragt dazu: „Was ist am Sabbat erlaubt? Leben zu retten oder zu töten?“  (Markus 3,4). Jesus wendet diesen Grundsatz auch auf die Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand an. Rabbi Mattia ben Cheresch, hat im 2. Jahrhundert sogar die Heilung von Halsschmerzen am Sabbat mit diesem Grundsatz begründet: „Jede Beschränkung eines Menschenlebens setzt die Sabbatgebote außer Kraft“  (Mischna Joma 8,6).

Grundsatz „vom Unwichtigeren auf das Wichtige“ (hebr. qal wachomer):
Begründung der Heilung am Sabbath durch den Vergleich mit einer anderen „Ausnahmeregel“: In der jüdischer Tradition werden Kinder am 8. Tag nach ihrer Geburt beschnitten – auch am Sabbat.
Hier „hat ein biblisches Gebot Priorität über das andere. Wenn eine Beschneidung am Sabbat nicht verboten ist, warum sollte dann eine Heilung verboten sein? Eine ähnliche Argumentation findet sich bei einem Lehrer des 1. Jahrhunderts: „Rabbi Eliezer sagt: Das Gebot der Beschneidung wiegt schwerer als das Gebot des Sabbat. Wenn aber der Sabbat schon wegen eines so kleinen Körperteils ausgesetzt wird, wie viel mehr dann wegen eines ganzen Menschen!“ (Tosefta Sabbat 15,1

„Der Sabbat ist für den Menschen da“
Der Grundsatz ist in der Auslegung der Mosebücher zu finden:
„Es steht geschrieben: Haltet den Sabbat, denn er soll für euch heilig sein! (Ex. 31,12) Simon ben Menasia legte diesen Vers so aus: Für euch, das bedeutet doch: der Sabbat ist euch gegeben und nicht ihr dem Sabbat!“ (Mechilta zu Ex. 31,12).

Das Lehrbeispiel des Schafes:
In Matthäus 12,8 führt Jesus folgende Begründung dafür an, warum eine Heilung am Sabbat erlaubt ist: „Wer ist unter euch, der sein einziges Schaf, wenn es ihm am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift und ihm heraushilft?“ (Matthäus 12:11) In Wirklichkeit aber beruft sich Jesus hier auf eine Art „Lehrbeispiel“ für die Sabbatfrage, die in anderen jüdischen Texten enthalten ist, nämlich um zu erklären, welche Art von Hilfeleistung am Sabbat erlaubt war und welche nicht.
Jesus beruft sich auf schon erlaubte Ausnahmen wie das Retten von Tieren und stellte es dem Heilen von Menschen gleich (Mt 12,11f.). In der Endzeit müsse die Fessel des Satans auch bei chronisch Kranken gelöst werden (Lk 13,16).
Auch nach jüdischem Gesetz waren nämlich Heilungen am Sabbat nicht grundsätzlich verboten, sondern nur dann, wenn sie mit einer äußeren medizinischen Heilbehandlung verbunden waren (Tosefta Sabbat 7,23), was bei Jesus nicht der Fall war. Seine Heilungen waren keine medizinischen Anwendungen, sondern Wundertaten Gottes – also eben keine menschliche Arbeit. Auch wenn das von seinen Gegnern bezweifelt wurde.

Warum gab es dann weiterhin immer wieder Streit um den Sabbat?
Weil es keine gemeinsame Grundlage gab hinsichtlich des Anspruchs von Jesus Herr über den Sabbat zu sein.
Wenn seine Jünger Weizenähren am Sabbat ausraufen und essen, sagt Jesus Kritikern, dass der Mensch nicht für den Sabbat gemacht ist sondern umgekehrt. Er fügt aber hinzu, dass der Menschensohn Herr über den Sabbat ist (Lk 6, 5; Mk 2, 28 und Mt 12, 8). Die Lehre, dass Christus alle Schöpfung ins Leben rief impliziert, dass er auch den Sabbat gemacht hat und dass er somit Herr über den Sabbat ist. Weil die Pharisäer Jesus nicht als Messias anerkennen wollten und schon gar nicht seine Göttlichkeit, blieb dieser Punkt ein wesentlicher Streitpunkt, der auch der Grund für seine Verurteilung durch die jüdische religiöse Elite war.
Ein anderer Aspekt dieses Anspruchs war die Vergebung der Sünden, die Jesus ebenfalls in Anspruch nahm. 1)

Im Christentum wird der Sabbath am Sonntag gefeiert, der Tag der Auferstehung Christi. Die Umsetzung der Sonntagsregeln lehnt sich an die Sabbatregeln an: Am Sonntag ist jede knechtische Arbeit zu vermeiden, ebenso jede schwere körperliche Arbeit oder jede Arbeit, die auf Gewinnerzielung ausgerichtet ist. Davon gibt es Ausnahmen für lebensrettende Einrichtungen (z.B. in Krankenhäusern, Pflegediensten, Notdienst bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, Versorgungsbetrieben). Der Dienst an der Sonntagsheiligung und Freizeitgestaltung ist in Grenzen erlaubt. 2) ________________________________________________________________________________
1) Quelle: Jesus, die Juden und der Sabbat: Ein Beispielfall – Faszination Bibel 2/2011, S. 32-34 (6 MB)
http://www.guidobaltes.de/Medien/PDF/Guido_Baltes_-_Jesus_der_fremde_Jude_3.pdf

2) Katholischglauben.info
https://katholischglauben.info/sonntagsgebot-was-ist-knechtische-arbeit/